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Die Schweiz und die NNSC. Diplomatische Dokumente der Schweiz zur Geschichte der Neutral Nations Supervisory Commission in Korea 1951–1995, vol. 21, doc. 15
volume linkBern 2023
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E5301-03#1981/11#5* | |
Old classification | CH-BAR E 5301-03(-)1981/11 2 | |
Dossier title | Akten betr. Vorbereitung der Aktionen (1952–1953) | |
File reference archive | 851.A.5 |
Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
Archival classification | CH-BAR#E5301-03#1981/11#49* | |
Dossier title | Fragen der persönlichen Ausrüstung 1953-1955 (1955–1962) | |
File reference archive | 851.E.01 |
dodis.ch/66387Notiz des stv. Chefs des Personellen der Armee, Major Marguth1
Schweizer Delegationen der NNSC und NNRC: Vorbereitungen / Materielle Ausrüstungen
Die Sollbestände der Schweizer Delegationen wurden folgendermassen festgesetzt:
NNSC = 96 Mitglieder
NNRC = 50 Mitglieder
Es sind nach Korea abgeflogen:
Am 25.6.1953 = 20 Delegierte der NNSC
" 8.7.1953 = 1 Delegierter der NNSC
" 23.7.1953 = 64 Delegierte der NNSC
" 31.8.1953 = 2 Delegierte der NNRC
" 12.9.1953 = 48 Delegierte der NNRC
" 12.9.1953 = 20 Delegierte der NNSC
Wegen Erkrankung oder Ablauf des Vertrages sind nach der Schweiz 7 Delegierte der NNSC zurückgekehrt. Auf dem Heimflug befinden sich gegenwärtig 5 weitere Angehörige der NNSC. Obwohl wegen Vertragsablauf Teile der Delegierten der NNSC im Dezember 1953 bzw. Januar 1954 zurückkehren, dürfte vor Februar 1954 eine weitere Ablösung nicht notwendig sein, weil Mitglieder der NNRC voraussichtlich zur NNSC übertreten können.2
Die Vorbereitungen für die NNSC wurden in aller Stille bereits im Jahre 1952 begonnen.3 Da die nötigen Erfahrungen fehlten, wurden dazu Schweizer, die als Delegierte des IKRK in Korea tätig waren, herangezogen. Für die sanitätsdienstlichen Belange dienten vornehmlich Publikationen des USA-Sanitätsdienstes. Am 2.4.53 wurden innerhalb von 24 Stunden die ersten Anwärter aufgeboten, orientiert und geimpft.4 Im Verlaufe der weiteren Impfungen und Vorbereitungen für die Ausrüstung und in einem zweitägigen Schlussrapport wurden die Delegierten fortlaufend über die militärischen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Situationen in Korea aufgeklärt. In sanitätsdienstlicher und sprachlicher Hinsicht wurden besondere Referate gehalten. Die unsicheren Verhältnisse vor Abschluss des Waffenstillstandes verzögerten immer wieder den Abflug. Auf Drängen der Amerikaner und im Einvernehmen mit den Schweden wurde eine 20-köpfige Vorausabteilung zusammengestellt, die bereits vor Abschluss des Waffenstillstandsvertrages Verbindung aufnehmen und die nötigen Vorarbeiten für die Aufnahme der Tätigkeit treffen sollte. Insbesondere war diese 1. Staffel, die am 25.6.53 von Kloten abflog, beauftragt, Erfahrungen vor allem inbezug auf die Ausrüstung zu sammeln und umgehend Bericht zu erstatten, damit das am 23.7.53 folgende Gros entsprechend ausgerüstet und instruiert werden konnte.5
Es sei vorweg genommen, dass die Delegierten an den Vorbereitungen keine Kritik übten. Durchwegs wurde unterstrichen, dass sie in materieller und geistiger Hinsicht für die Aufgabe wohl vorbereitet worden seien. In einem Merkblatt6 wurde jedermann anlässlich des ersten Rapportes über die Rechte und Pflichten orientiert, worauf er seine schriftliche Zustimmung gab. Die Kritik, die inbezug auf die Vorbereitungen einsetzte, bezog sich unseres Wissens ausschliesslich auf die Uniform. Die Presse hat die Sache immer weiter gezogen und damit eigenartigerweise gerade die folgerichtigen Konsequenzen, die der Missionschef daraus zog – vorübergehende Anschaffung leichter brauner Anzüge7 – wieder kritisiert.
Ausgangspunkt war eine amerikanische Pressemeldung betr. einem Empfang der 20 Herren der Vorausabteilung in Washington. Bei diesem Anlass sollen die Schweizer – die wohl aus Überkorrektheit die Ausgangs-Uniformen anzogen – in ihren warmen Kleidern mächtig geschwitzt haben. Es wurde erklärt, dass die Schweizer für das heisse Klima nicht gut vorbereitet seien. Diese Bemerkung wurde und wird seither in der Schweizerpresse weiter kolportiert. Unsere Vorausabteilung in Washington hätte in der Sommerbluse, ohne Rock in einem der 6 Hemden, ja sogar in angemessenen leichten Überkleidern oder der angemessenen Combinaison erscheinen können. Dies waren ja gerade die Sommer-Ausrüstungsgegenstände, die von der Vorausabteilung geprüft werden sollten. Als aus Tokio dann die Meldung eintraf, dass die Popeline-Hemden nicht genügten und dass auch die übrige Sommer-Ausrüstung nicht zweckmässig sei, wurden sofort 2 weitere Popeline-Hemden angeschafft und diese mit den neu angefertigten Sommerdress, die eine halbe Woche vor dem Abflug bestellt werden konnten, dem Gros mitgegeben. Von diesem Moment an ist von Seiten der Delegierten nie mehr eine Reklamation wegen der Ausrüstung eingegangen.8
Da die Vorausabteilung wegen der Hitze (über 50 Grad im Zelt) nicht einen Monat warten konnte bis zum Eintreffen des Gros, das die Sommerdress brachte, schaute sie sich nach geeigneter Kleidung um. Die Delegierten erkälteten sich, es gab Anfänge von Lungenentzündungen, weil sie ständig in feuchter Kleidung lebten. Der Missionschef liess auf Anraten des Arztes in Japan leichte feldgraue Stoffe suchen, ohne jedoch Erfolg zu haben. Daraufhin kaufte er in Tokio leichte braune Hemden und Hosen, wie dies die meisten übrigen Nationen machten und liess diese sehr willkommene Kleidung mit schweizerischen Abzeichen und dem Namen «Switzerland» versehen. Der Gesundheitszustand besserte sich und als die Schweizer-Sommerdress eintrafen, wurden die braunen Kleidungsstücke weggelegt. Diese braune Kleidung wurde nur von den ersten 20 Mann getragen, die sie später noch gelegentlich bis zum Eintreffen des zweiten Sommerdress benutzte, wenn der erste Sommerdress in der Wäsche war. In der Folge verschwanden diese braunen Kleidungsstücke vollkommen.
Obwohl die zuständigen Stellen inbezug auf die Ausrüstung von Wehrmännern für Dienste im fernen Osten keinerlei Erfahrung hatte, dürfen sie mit ihren Bemühungen zufrieden sein. Es gehört sich hier auf die grosse Arbeit des Personals der KTA, der KMV und des Eidg. Zeughauses in Bern aufmerksam zu machen, die alle weder Zeit noch Mühe scheuten, um den Wünschen der Schweizer Delegationen entgegen zu kommen. Ausser den Schwierigkeiten mit der Sommerausrüstung in den Monaten Juni-Juli, die erst durch die Erfahrungen der Vorausabteilung behoben werden konnten, hat die materielle Ausrüstung keinen Grund zur Kritik gegeben. Zur Erhärtung dieser Behauptung dienen u. a. folgende schriftlichen Aussagen massgebender Persönlichkeiten der beiden Schweizer Delegationen:
Oberstdiv. Rihner: «Bis jetzt hat es sich gezeigt, dass mit Ausnahme der Nichteignung für die ausgesprochen heissen Sommermonate, die Ausrüstung absolut gut, ja sogar eher zu reichlich ist.»
Ein Materialchef: «Das persönliche, wie auch das allgemeine Material haben sich bis heute ausgezeichnet bewährt und eventuelle Ablösungen aus der Schweiz können ohne Bedenken gleich ausgerüstet werden.»
Oberst i. Gst. Straumann: «In erster Linie möchte ich ....sagen, dass wir alle überaus erfreut sind über die Zweckmässigkeit unserer Ausrüstung und die Sorgfalt ihrer Zusammenstellung.»
Ein Material-Uof.: «Die in Bern gefasste Ausrüstung hat sich bis heute ausgezeichnet bewährt und wird auch den harten Anforderungen des Winters in Korea Stand halten.»
Des weiteren sei darauf hingewiesen, dass sich kürzlich das Bonner Ministerium des Innern wegen der Ausrüstung des Personals und eines Lazarettes, das nach Korea gehen soll, beim Eidg. Militärdepartement Auskunft eingeholt hat. Der Leiter des Bundes-Gesundheitsamtes, Prof. Klose, der als alter San. Of. beide Weltkriege mitgemacht hat und in verschiedenen Erdteilen diente, hat sich anlässlich eines persönlichen Besuches sehr günstig über die Zweckmässigkeit der Ausrüstung unserer Delegation ausgesprochen und gedenkt sich weitgehend auf unsere Erfahrungen zu stützen.9
- 1
- CH-BAR#E5301-03#1981/11#49* (851.E.01). Diese Notiz wurde vom stv. Chef des Personellen der Armee, Major Mario Marguth, verfasst.↩
- 2
- Zur Frage des Übertritts von Mitgliedern der NNRC in die NNSC vgl. dodis.ch/65782.↩
- 3
- Vgl. dazu QdD 21, Dok. 5, dodis.ch/7741, und Dok. 6, dodis.ch/66143.↩
- 4
- Vgl. das Aufgebot von Major Marguth an die angemeldeten Teilnehmer der 1. Staffel der Korea-Mission, dodis.ch/66794. Für die Liste der Mitglieder der 1. Staffel vgl. das Dossier CH-BAR#E5301-03#1981/11#111* (851.H.13).↩
- 5
- Für den ersten Bericht des designierten Chefs der schweizerischen NNSC-Delegation, Oberstdivisionär Friedrich Rihner, vom 1. Juli 1953 vgl. dodis.ch/66148.↩
- 6
- Vgl. das Merkblatt für die schweizerischen Angehörigen der neutralen Überwachungskommission für den Waffenstillstandsvertrag in Korea (NNSC) vom 31. März 1953, dodis.ch/66715.↩
- 7
- Handschriftliche Korrektur aus: Überzüge.↩
- 8
- Zum Problem der Sommerbekleidung vgl. auch den Schlussbericht von Oberstdivisionär Rihner, QdD 21, Dok. 19, dodis.ch/65585, Abschnitt Uniform.↩
- 9
- Vgl. dazu das Dossier CH-BAR#E3300C#1000/766#1873* (10.2086).↩
Tags
Neutral Nations Supervisory Commission (NNSC)
Neutral Nations Repatriation Commission (NNRC)