Classement thématique série 1848–1945:
II. RELATIONS BILATÉRALES
8. Chine
8.2. Expansion économique, consuls de carrière
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 4, doc. 349
volume linkBern 1994
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
Archival classification | CH-BAR#E2001A#1000/45#2050* | |
Dossier title | Postulat NR Köchlin vom 8.12.1900, Motion NR Rössel vom 23.2.1903 und Gutachten des "Vorortes" betr. Förderung der schweizerischen Handelsinteressen im Ausland, besonders in Russland, Japan und China siehe auch: Nr. 1041 (1900–1907) | |
File reference archive | E.11 |
dodis.ch/42759 C. Koechlin, Conseiller national, au Chef du Département du Commerce, de l’Industrie et de l’Agriculture, A. Deucher1
Ihrem Wunsche gemäss, habe ich die Ehre, Ihnen nachstehend zu Händen des Herrn Bundespräsidenten und zu den Ihrigen in kürze die Gedanken zu skizzieren, die mich zu dem beiliegenden Antrag2 führen.
1. Ich knüpfe an an die Verhandlungen des Vorortes des H. & I. Vereins von 1898/993. Die private Initiative hat damals versagt, weil die grossen Firmen sich selbst zu helfen wissen, die kleineren aber keine übrigen Mittel haben. Aus dem gleichen Grunde werden auch fernere private Versuche scheitern.
Der Bund wollte damals etwas thun; warum sollte er heute nicht diese Aufgabe aufnehmen, da doch die Situation eine so dringende und Erfolg versprechende geworden?
2. Die Verhältnisse in Asien entwickeln sich rasch! Die Tendenzen aller betheiligten Mächte sind wirtschaftlicher Art. Man will dem heimischen Handel und der heimischen Industrie neue Absatzgebiete sichern, und das ist doppelt nötig, da der Absatz in Europa und America immer schwieriger wird. Soll die Schweiz an diesem allgemeinen Wettbewerb nicht Antheil haben?
3. In Asien kommen als neu sich erschliessende Länder in Betracht: Sibirien und China. Sibirien ist ein riesiges Gebiet, hat aber keine Bevölkerung; ein reger Consum steht dort noch in weiter Ferne. In China dagegen sind auf engem Raume gewaltige Völkermassen zusammengedrängt; sowie daselbst europäische Kultur Eintritt hat, können in kurzer Frist Bedürfnisse rege werden, die europäischem Handel und Industrie Absatzgebiete von allergrösster Aufnahmefähigkeit erschliessen. China fordert deshalb heute die dringende Aufmerksamkeit aller Exportländer heraus.
4. Diese Dinge können nur durch persönliche Untersuchungen und Erhebungen an Ort und Stelle verfolgt werden. Es kann dies geschehen durch Beauftragung und Entsendung specieller, sich darbietender geeigneter Personen, oder aber auch durch Nutzbarmachung schon in der Gegend befindlicher Kräfte (vielleicht könnte sich Herr Generalconsul Ritter in Yokohama, welcher Sibirien schon kennt, auch mit China befassen).
Alsdann wird es sich fragen, ob nicht am Jangtsekiang, z.B. in Hankou, die Etablierung eines Handels-Consuls zur Vermittlung von Geschäften für Schweizerfirmen möglich ist und sich empfiehlt. Es besteht von gewisser Seite das Verlangen nach Berufsconsulen. Bevor die Schweiz auf dieses System übergeht, sollte sie doch an einem bestimmten Orte einen ersten Versuch machen. Ist nicht China hiefür jetzt der rechte Ort?
5. Geschäfte nach China zu machen, ist nicht so einfach und nicht so leicht. Die heimischen Lieferanten bedürfen besonderer Aufklärung und Instruktion damit die Waren in ihrer Art und Ausrüstung in Form, Gewicht und Marke (Chop) für den chinesischen Markt passen. Der Handel in China selbst ist ebenfalls besonderer Art, beschlägt eine Menge verschiedener Produkte, verlangt wohl assortierte Musterlager. Nach diesen beiden Richtungen bedarf der kleinere schweizerische Produzent einer zuverlässigen Hülfe draussen im Verkaufsgebiet.
6. Die uns umgebenden Industriestaaten schaffen in ausgiebiger Weise den Ihrigen solche Aufklärung und solche Hülfe. Wir sollten, wenn auch in bescheidenem Masse, auch trachten, in Sachen etwas thun, denn gleich wie die anderen Länder haben wir das allergrösste Interesse, unserer nationalen Arbeit neue Märkte zu eröffnen. Um aber ernstliches zu unternehmen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, bedarf der Bund eines bezüglichen Crédités. Mein Antrag will diese Handöffnung gewähren, und dabei alles weitere der Initiative und den Entschlüssen des h. Bundesrates anheimgeben.
7. Was hier für China bemerkt ist, kann sich mit der Zeit auch auf andere Länder ausdehnen, wie Sibirien u. a. m.
Die Grosstaaten stellen heute ihre auswärtigen Beziehungen und Vertretungen mit aller Energie in den Dienst ihrer Handelsinteressen; wenn wir nicht ganz ins Hintertreffen kommen wollen, wird bei der Bestellung und Verwendung auch unserer auswärtigen Vertretungen der gleiche Zweck vor allen ändern massgebend sein müssen. Gute Handelsconsuln, event, mit Musterlagern, werden für ferne Länder nützlicher sein als diplomatisch accreditierte Gesandtschaften.
Sofern Sie über Russland Auskunft wünschen, stehe ich zu Diensten. Ich war schon 4 mal dort und meine Firma hat seit 12 Jahren eine Fabrik bei Moskau.
- 1
- Lettre: E 2001 (A) 2062.↩
- 2
- Non reproduit. Koechlin est l’auteur d'un postulat du 20 décembre 1900: Der Bundesrat wird eingeladen, zu prüfen und zu berichten, durch welche Massnahmen die schweizerischen Handelsinteressen in Russland und China gefördert werden sollen (E 1001 (C) d 1/ 135, no 382). Cf. lettre de Deucher au Vorort du 19 février 1901, non reproduite.↩
- 3
- Il n’y a pas de documents sur ces négociations dans le dossier.↩
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