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Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 25, doc. 121
volume linkZürich/Locarno/Genève 2014
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2001E-01#1982/58#2391* | |
Old classification | CH-BAR E 2001(E)-01/1982/58 317 | |
Dossier title | Beziehungen mit der Schweiz (1968–1972) | |
File reference archive | B.15.21 • Additional component: China |
dodis.ch/35750 Der schweizerische Botschafter in Peking, O. Rossetti, an den Chef der Abteilung für politische Angelegenheiten des Politischen Departements, E. Thalmann1 DIE SCHWEIZERISCH-CHINESISCHEN BEZIEHUNGEN VON 1967 BIS 19722
Die Beziehungen zwischen der Schweiz und der Volksrepublik China hatten im Sommer 1967 im Zusammenhang mit der Frage der tibetanischen Flüchtlinge und der Gründung des Tibet-Institutes in Rikon ihren Tiefstpunkt erreicht. Die feste Haltung des schweizerischen Bundesrates gegenüber den chinesischen Anrempelungen3 blieb hier jedoch nicht ohne nachhaltenden Eindruck. Schon sehr bald zeichnete sich eine Besserung des Verhältnisses ab, vor allem nach der anfangs 1968 durchgeführten Industrie-Ausstellung in Peking4. Eine ganz deutliche Wendung zum Bessern erfolgte, nachdem wir anfangs 1970 den Austausch der Diplomaten zwischen Phnom Penh und Peking durchgeführt hatten5 und nachdem China Ende des gleichen Jahres erneut einen Botschafter6 in Bern akkreditiert hatte. Von diesem Zeitpunkt an erhielten auch schweizerische Journalisten und andere prominente schweizerische Persönlichkeiten Visa zum Besuche Pekings7. Ende 1971 erhielt nach fünfjähriger Wartezeit auch ein Redaktor8 der Neuen Zürcher Zeitung ein Einreisevisum. Als besonderes Entgegenkommen gegenüber unserem Lande ist die Erteilung einer Einreisebewilligung für einen Vertreter9 des deutsch-schweizerischen Radios während des Nixon-Besuches in Peking10. In Anbetracht des besonderen Charakters unserer Beziehungen mit der Volksrepublik China kann kaum mehr als das Erreichte erwartet werden. Ein eigentlicher kultureller Austausch kann unter den gegebenen Umständen für die allernächste Zukunft nicht in Aussicht genommen werden.
Die Handelsbeziehungen11 zwischen den beiden Ländern blieben während der letzten fünf Jahre mehr oder weniger stabil, dies besonders was unsere Exporte anbelangt, während auf dem Importsektor eine wesentliche Zunahme verzeichnet werden konnte. Irgendwelche gegen die Schweiz gerichtete Massnahmen, die einen Rückgang des Handelsvolumens zur Folge gehabt hätten, konnten nicht festgestellt werden. Auf Grund meiner kürzlichen Besprechung mit dem Aussenhandels-Minister12 kann sogar erwartet werden, dass in Zukunft auch unsere Exporte wieder ansteigen werden.
Anlässlich meiner Abschiedsbesuche bei den verschiedenen Abteilungschefs des Aussenministeriums wurde immer wieder auf die guten Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern hingewiesen. Auch Vize-Aussenminister Chiao Kuan-Hua, Aussenminister Chi Peng-Fei und Vize-Premierminister Li Hsien-Nien unterstrichen die Entwicklung unserer Beziehungen in den letzten Jahren und bezeichneten sie als freundlich. Keiner liess nur ein Wort der Kritik fallen weder gegenüber der schweizerischen Regierung noch gegenüber der schweizerischen Presse. Vielleicht werden gewisse Vorwürfe im Zusammenhang mit den jüngsten Jubiläumsfeiern des Tibet-Institutes13 und der Gründung einer schweizerisch-taiwanesichen Freundschafts-Gesellschaft14 für meinen Nachfolger15 aufgespart.
- 1
- Schreiben: CH-BAR#E2001E-01#1982/58#2391* (B.15.21). Visiert von P. Graber, H. Miesch und P. Thévenaz.↩
- 2
- Zur Entwicklung der schweizerisch-chinesischen Beziehungen bis 1966, vgl. DDS, Bd. 23, Dok. 175, dodis.ch/30922. Vgl. auch DDS, Bd. 24, Dok. 152, dodis.ch/33134.↩
- 3
- Vgl. dazu DDS, Bd. 24, Dok. 40, dodis.ch/33131.↩
- 4
- Vgl. den Bericht über die Schweizerische Instrumenten- und Uhrenausstellung in Peking vom 20. Mai bis 3. Juni 1968, dodis.ch/33541.↩
- 5
- Vgl. dazu das Telegramm Nr. 14 der schweizerischen Botschaft in Peking an P. Micheli vom 6. Mai 1970, dodis.ch/34515; das Telegramm Nr. 18 des Politischen Departements an die schweizerische Botschaft in Peking vom 6. Mai 1970, dodis.ch/34528; das Telegramm Nr. 43 der schweizerischen Botschaft in Peking an das Politische Departement vom 27. Mai 1970, dodis.ch/34529 sowie den Bericht von J.-P. Ritter vom 10. Juni 1970, dodis.ch/35821.↩
- 7
- Vgl. dazu Doss. CH-BAR#E2200.174#1985/195#10* (101.0).↩
- 8
- E. Mettler. Vgl. Doss. CH-BAR#E2200.174#1985/195#153* (613.1).↩
- 10
- Vgl. dazu DDS, Bd. 25, Dok. 89, dodis.ch/34585, Anm. 2.↩
- 11
- Vgl. dazu z. B. das Schreiben von A. Natural an P. R. Jolles vom 15. August 1972, dodis.ch/35905 sowie den Bericht von H. J. Halbheer vom 10. November 1972, dodis.ch/35904. Zu weiteren Aspekten wie den Verhandlungen über ein Luftverkehrsabkommen oder zur Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Wissenschaft vgl. den Bericht von E. Aebi vom 4. Juli 1972, dodis.ch/35859 und die Notiz von E. Schurtenberger vom 21. Juli 1972, dodis.ch/35906.↩
- 13
- Zu Beanstandungen im Zusammenhang mit den Aktivitäten von Tibet-Flüchtlingen vgl. das Telegramm Nr. 34 des Politischen Departements an die schweizerische Botschaft in Peking vom 2. Juni 1972, dodis.ch/35822 sowie das Schreiben von A. Natural an E. Thalmann vom 7. Juni 1972, dodis.ch/35856.↩
- 14
- Vgl. dazu die Notiz von P.-A. Ramseyer vom 31. Mai 1972, dodis.ch/36022. Zu den Beziehungen mit Taiwan siehe auch DDS, Bd. 25, Dok. 139, dodis.ch/36020.↩
- 15
- A. Natural.↩
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