Classement thématique série 1848–1945:
V. LES RELATIONS ÉCONOMIQUES ET FINANCIÈRES AVEC L'ALLEMAGNE
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 7-II, doc. 105
volume linkBern 1984
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E7350#1000/1104#14* | |
Old classification | CH-BAR E 7350(-)1000/1104 21 | |
Dossier title | Berlin (1914–1918) | |
File reference archive | 2.1 |
dodis.ch/44316
Wir haben vor einigen Tagen vom Herrn Departementsvorsteher den Auftrag erhalten, Ihnen ein Exposé über die gegenwärtigen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und der Schweiz2 zukommen zu lassen und diejenigen Fragen besonders hervorzuheben, die gegenwärtig in diesen Beziehungen die bedeutendste Rolle spielen. Unsere sehr starke Arbeitsüberlastung hat uns nicht erlaubt, dieses Exposé schon für den heutigen Kurier fertigzustellen. Immerhin möchten wir Ihnen mit Bezug auf die wichtigste Frage der deutsch-schweizerischen Beziehungen – die grosse Gefahr, die der schweizerischen Industrie und dem schweizerischen Gewerbe durch Überschwemmung unseres Marktes mit billigen deutschen Halb- und Fertigfabrikaten droht3 – ein kurzes Exposé4, das von einem unserer Mitarbeiter verfasst worden ist, zukommen lassen. Wir fügen ebenfalls die Protokolle der in diesem Exposé erwähnten Expertenkommission5 bei.
Die Lage mit Bezug auf diese Frage ist in der Tat gegenwärtig ausserordentlich ernst geworden. Sie hat auch zu einer parlamentarischen Aktion geführt, indem Nationalrat Stadlin den Bundesrat über die von ihm beabsichtigten Abwehrmassnahmen interpellierte.6 Die Presse wird Sie über die Interpellation und ihre Beantwortung bereits orientiert haben. Gegenwärtig ist die Lage so, dass allen Ernstes mit Abwehrmassnahmen gegen diese deutsche Konkurrenz gerechnet werden muss, sei es mit Einfuhrverboten oder Zuschlagszöllen. Die weitesten Kreise sind über die deutsche Wirtschaftspolitik, welche unserer Exportindustrie gegenüber immer noch an den Einfuhrverboten mit aller Rigorosität festhält, welche die Ausnützung der Valuta offenkundig zu unserm Nachteil begünstigt und welche durch die Tätigkeit der Preisprüfungsstellen die Preise für solche Fabrikate, die in der Schweiz selber nicht hergestellt werden, künstlich in die Höhe schraubt, ausserordentlich erbittert. Dazu kommt noch die Tatsache, dass gegenwärtig von verschiedenen Strohmännern grosse Bestände deutschen Heeresmaterials verschleudert werden und dass neuerdings entgegen allen Zusicherungen wieder Durchfuhrverbote verfügt worden sind. Wir werden Ihnen sobald als möglich die endgültige Stellungnahme der Expertenkommission und des Bundesrates bekannt geben, möchten aber schon jetzt daraufhinweisen, dass sich Abwehrmassnahmen wahrscheinlich nicht mehr vermeiden lassen werden.
Über die ändern Fragen, namentlich die Kohlenversorgung, werden wir Ihnen baldmöglichst eingehender berichten.7
- 1
- Lettre (Copie): EVD Zentrale 1914-1918/21-2294. Paraphe: KW.↩
- 2
- Non retrouvé.↩
- 3
- On trouve des résumés de cette question in: FF, 1919, vol. Ill, pp. 190–191, vol. V, pp. 512– 517; FF, 1920, vol. I, pp. 275–279, y ol. Ill, pp. 294–296; pour les mesures édictées par le Conseil fédéral, le 6 décembre 1919, cf. RO, Tome 35, p. 993.↩
- 4
- Non retrouvé.↩
- 5
- Non retrouvé.↩
- 6
- Cette interpellation du 25 juin 1919 était libellée ainsi: Le soussigné demande au Conseil fédéral quelles mesures il a prises jusqu’ici pour protéger l’industrie et les métiers indigènes contre l’envahissement de notre marché par le capital étranger ou par des produits étrangers et s’il ne compte pas prendre d’urgence d’autres mesures? (Résumé des délibérations de l’Assemblée fédérale suisse, 1919, III, p. 22).↩
- 7
- Par lettre du 10 octobre, le Ministre von Planta rapportait: Anlässlich der Besprechungen, welche ich in den letzten Tagen mit dem Minister des Auswärtigen und mit dem Reichskanzler hatte, habe ich schon von mir aus auf die grossen Schwierigkeiten hingewiesen, welche sich aus der freien Einfuhr deutscher Produkte nach der Schweiz einerseits und aus den Ein- und Durchfuhrschwierigkeiten seitens der deutschen Behörden anderseits ergeben. Es ist mir darauf geantwortet worden, dass die ganz ausserordentliche wirtschaftliche Notlage des deutschen Reiches es der Regierung ganz unmöglich mache, im Verkehr mit der Schweiz diejenigen Erleichterungen eintreten zu lassen, welche den Wünschen der Regierung und deren Absichten entsprechen würden. Betreffend die Schwierigkeiten, welche die deutsche Konkurrenz der schweizerischen Produktion im Inlande bereite, wurde mir gesagt, dass dieser Übelstand in praxi immer mehr abnehmen werde, weil die deutsche Industrie je länger je weniger in der Lage sein werde, ihre Produkte auszuführen. Diese Unmöglichkeit werde sich ergeben sowohl aus dem Mangel an Produktionsmitteln in Verbindung mit den Produktionsschwierigkeiten als aus den immer grösser werdenden Schwierigkeiten für den Abtransport. Letztere Tatsache wird überhaupt in der weiteren Entwicklung des wirtschaftlichen Lebens in Deutschland einen ganz kapitalen Einfluss haben. Ich habe natürlich darauf hingewiesen, dass in Tat und Wahrheit die Konkurrenzierung der schweizerischen Produktion durch deutsche Waren in den letzten Zeiten nicht ab, sondern zugenommen habe. [...] . (EVD KW Zentrale 1914-1918/21-22).↩
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