Thematische Zuordung Serie 1848–1945:
II. BILATERALE BEZIEHUNGEN
6. Deutsches Reich
6.6. Kaisermanöver
Printed in
Diplomatic Documents of Switzerland, vol. 5, doc. 301
volume linkBern 1983
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Archive | Swiss Federal Archives, Bern | |
▼ ▶ Archival classification | CH-BAR#E2001A#1000/45#95* | |
Old classification | CH-BAR E 2001(A)1000/45 50 | |
Dossier title | Nr. 95. Staatsbesuch von Kaiser Wilhelm II., 1912: Organisation, Allgemeines (1908–1914) | |
File reference archive | B.121.21-05 |
dodis.ch/43156
Heute vormittag suchte der deutsche Gesandte Herr von Bülow telephonisch um eine Audienz nach und erschien, auf erfolgte Bewilligung der Audienz hin, sofort, um mir, in feierlichem Ton, folgendes mitzuteilen:
«Ich bin beauftragt, den Bundespräsidenten und den Bundesrat offiziell davon in Kenntnis zu setzen, dass der deutsche Kaiser in der ersten Septemberwoche der Schweiz einen Besuch abzustatten gedenkt unter der Voraussetzung des Einverständnisses der schweizerischen Regierung, und sich sehr auf diesen Besuch freut. Ich bin beauftragt, die nähern Modalitäten mit der schweizerischen Regierung zu besprechen, wobei unsere Gesichtspunkte folgende sind: Der Kaiser würde gern am 4. und 5. September den schweizer. Herbstmanövern beiwohnen und am 3. gegen Abend an demjenigen Orte eintreff en können, welcher dem Bundesrat als hiezu geeignet erscheint. Ein allfällig vom Bundesrat angebotenes Frühstück in Bern oder Thun und eventuell ein Ausflug ins Gebirge, am 6. und 7. September, würden von Sr. M. gern angenommen werden. Vor dem 3. und nach dem 7. September wäre Seine Majestät für den Schweizerbesuch nicht frei.»
Der Unterzeichnete antwortete folgendes:
«Für Ihre gefällige Eröffnung spreche ich Ihnen verbindlichen Dank aus. Ich bin sehr erfreut darüber, dass der deutsche Kaiser uns dieses Jahr mit seinem Besuche zu beehren gedenkt. Er wird uns willkommen sein, und wir werden ihm hohe Ehre erweisen. Ich bin davon überzeugt, dass der Bundesrat mit diesen meinen Worten einverstanden ist, und bitte Sie, Herr Minister, Ihrer Regierung von meiner Antwort Kenntnis zu geben.»
Hierauf teilte mir der deutsche Gesandte mit, der Kaiser werde direkt von Berlin nach Bern kommen und aus der Schweiz wieder direkt nach Berlin zurückkehren. Von Bern würde er gern zu den Manövern reisen, welche, wie man zu wissen glaubt, in der Nähe von Brugg stattfinden werden. Über die Details des Manöverbesuches könnte sich der Gesandte mit dem Generalstabschef Herrn v. Sprecher verständigen.
Ich erwiderte, es sei mir unbekannt, wo die Manöver stattfinden; woher er, Hr. v. Bülow, das wisse. Antwort: Herr v. Rantzau hat das in Erfahrung bringen können.
Weiter bemerkte ich, es sei nicht Sache von Hrn. v. Sprecher, sich mit ihm, Hrn. v. Bülow, über den Manöverbesuch zu verständigen. Er möge sich an den Vorsteher des Militärdepartements wenden, womit ich einverstanden sein könne; dieser werde dann dem Bundesrate berichten. Der Gesandte entschuldigte sich; er habe es nicht anders verstanden.
Sodann teilte der Gesandte mit, der Kaiser würde bei dem Anlasse gern das Engadin sehen, das er nicht kenne. Ich erwiderte, das wäre ja sehr schön; allein es scheine mir schwierig, zwischen dem 3. abends und dem 7. ein dermassen erweitertes Programm durchzuführen; jedenfalls müsste man dann von den Manövern weg in Zürich übernachten. Darauf Hr. v. B.: Das möchte S. Majestät nicht; es hat sehr viel Deutsche in Zürich, die dort den Kaiser mit Beschlag belegen würden, und das will man vermeiden.
Schliesslich bemerkte ich, dass wir heute nicht weiter auf die Einzelheiten des Kaiserbesuches eintreten wollen; es sei dazu noch alle Zeit vorhanden2.
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