Adriano Bazzocco
Aufgenommen – abgewiesen. Juden auf der Flucht aus Italien während des Zweiten Weltkrieges: neue Daten und Analysen
Die Debatte über die Arbeit der Bergier-Kommission wurde von der Frage der zurückgewiesenen jüdischen Flüchtlinge beherrscht. Gemäss dem Schlussbericht der Kommission wurden während des Zweiten Weltkriegs mehr als 20 000 zivile Flüchtlinge, ein grosser Teil davon Juden, abgewiesen. Mehr als die Hälfte der Rückweisungen erfolgte im Tessin und im Misox. Im vorliegenden Artikel wird anhand einer Überprüfung und Ergänzung des Quellenkorpus gezeigt, dass die Zurückweisungen im Tessin und Misox hauptsächlich italienische Militärangehörige betrafen. Anhand von Quervergleichen mit zusätzlichen Statistiken ergibt sich für diesen Grenzabschnitt eine Zahl von höchstens 745 zurückgewiesenen Juden. Das bedeutet, dass an der Grenze zu Italien deutlich weniger Juden zurückgewiesen wurden als bisher angenommen.
Adriano Bazzocco, *1967, Dr. phil., Historiker, forscht insbesondere zur Geschichte der schweizerischen Flüchtlingspolitik im Zweiten Weltkrieg und zum Schmuggel an der schweizerisch-italienischen Grenze.
Recensioni e media
- Marc Tribelhorn, in: Neue Zürcher Zeitung, 30.01.2024: Weniger Juden an der Südgrenze abgewiesen
Permalink: dodis.ch/saggi/4-4
DOI https://doi.org/10.22017/S-2022-4
ISSN: 2571-6964
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