Janosch Fischer
Bundesrat Aubert in Westafrika. Eine Kontroverse aus den Anfängen der Reisediplomatie
Anfangs 1979 begab sich Bundesrat Pierre Aubert auf eine zweiwöchige Afrikareise. Fünf westafrikanischen Staaten sollte erstmals ein offizieller Besuch abgestattet werden. Während die Reisediplomatie zur Kontaktpflege international längst üblich war, wurde sie in der Schweiz eher zurückhaltend eingesetzt. Der kaum ein Jahr im Amt währende Aubert löste mit seiner aktiven Aussenpolitik eine Grundsatzdebatte zur Rolle der Schweiz in der Welt aus, die über die Existenzberechtigung der Reisediplomatie hinaus ging. Zusätzliche Brisanz erhielt die Reise durch den in Afrika wütenden Kampf gegen die Apartheid. Verlangt die Neutralität aussenpolitische Zurückhaltung oder bedarf es aufgrund der humanitären Tradition mehr Anteilnahme am Weltgeschehen? Die Westafrikareise löste eine innenpolitische Debatte über Bundesratsreisen aus und fügte sich in den Normalisierungsprozess der schweizerischen Reisediplomatie ein. Sie reflektiert zudem eine konstante aussenpolitische Konfliktlinie, die das Land bis heute in ein humanitär-kooperatives und ein neutralistisch-isolationistisches Lager teilt.
Janosch Fischer, *1990, M.A., Historiker, Mitarbeiter bei der Ökumenischen Kampagne des Hilfswerk der evangelischen Kirchen Schweiz (HEKS).
Permalink: dodis.ch/saggi/2-5
DOI https://doi.org/10.22017/S-2020-5
ISSN: 2571-6964
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