Auserwählter Isolationismus? Die Beziehungen der Schweiz zur UNO 1942 bis 2002
Im «Zeitalters des Internationalismus», seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, gehörte die Schweiz zu den aktivsten Promotoren des Multilateralismus. Nicht zuletzt daher gelang es 1919, den Sitz des Völkerbunds in Genf zu etablieren und somit die Rolle der Schweiz als Förderin des Multilateralismus weltweit zu festigen. Es erstaunt daher, dass der Schweiz nach dem Zweiten Weltkrieg die Integration in die neue Weltordnung unter den Vereinten Nationen (UNO) gründlich misslang. In den «One World»-Konzeptionen von 1945 gehörten die Neutralen zu den «Schurkenstaaten» und wurden folgerichtig von der Teilnahme an der UNO-Gründungskonferenz in San Francisco ausgeschlossen. Dem neutralen Schweden gelang aber bereits 1946 die Integration in die UNO, während der UNO-Beitritt der Schweiz 1986 noch von 75 Prozent des Stimmvolks abgelehnt wurde. Erst im zweiten Anlauf, im Jahre 2002, trat die Schweiz der UNO bei.
Im Kurs werden Gründe und Motive dieser Abkehr der Schweiz vom Multilateralismus eingehend untersucht. Ziel des Kurses ist die Analyse der Grundzüge und Leitlinien der Beziehungen der Schweiz zu den Vereinten Nationen bis zu ihrem Beitritt. Die Lehrveranstaltung richtet sich an fortgeschrittene Studierende, die beabsichtigen, eigene Forschungen im Schweizerischen Bundesarchiv durchzuführen. Sie eignet sich daher auch besonders für Studierende, die planen, eine Qualifikationsarbeit in Angriff zu nehmen. Nebst einer vertieften Einführung in die Strategien zur Erforschung von Archivbeständen, werden die Edition der Diplomatischen Dokumente der Schweiz (DDS) und die Forschungsdatenbank Dodis (www.dodis.ch) eingehend erläutert und angewendet. Die Veranstaltung findet an der Universität Basel sowie im Schweizerischen Bundesarchiv in Bern statt.