Spätestens seit dem (so nicht stattgefundenen) Marsch auf Rom 1922 gilt die «ewige Stadt» als zentraler Referenzpunkt des italienischen Faschismus. Das Seminar untersucht anhand der Stadtgeschichte Roms die Ideen-, Politik-, Urbanistik- und Kulturgeschichte des Faschismus. Vom antiken caput mundi über das Zentrum der lateinischen Christenheit bis hin zur Hauptstadt des italienischen Nationalstaates, aus der 1929 mit dem Konkordat zwischen Papst und Duce der Vatikanstaat «herausseziert» wurde, war es ein sehr weiter und vielschichtiger Weg. Doch wie kaum anderswo zeigen sich in Rom diese Schichten bis heute, denn stets war die Stadt zugleich Kulisse wie Akteur historischen Wandels, der sich seinerseits in den städtischen Körper eingeschrieben hat. Wie die imperiale Politik des Faschismus ist auch das heutige Stadtbild weitgehend von der Inszenierung und Konstruktion einer (faschistischen) römischen Antike geprägt, für welche sich die damalige wissenschaftlichen Forschung tatkräftig und willig einsetzte. Mit der Mostra della Rivoluzione fascista schuf sich das Regime ein lieux de mémoire und mit der Trockenlegung der Pontinischen Sümpfe südöstlich von Rom ein mächtiges internationales Propagandainstrument. Schliesslich sollte 1942 mit der Esposizione Universale di Roma (EUR) nicht nur der zwanzigjährige Triumph des Regimes, sondern gleich mit einem neuen Stadtteil die faschistische Kunst und Architektur zelebriert werden. Die Vollendung dieses faschistischen Prestigeprojekts erfolgte erst in den 1950er Jahren im republikanischen Italien der Nachkriegszeit.
Die Berner Veranstaltung läuft parallel zu einem gemeinsam mit Prof. Dr. Lucas Burkart an der Universität Basel organisierten Seminar «Rom in Renaissance und Faschismus». Im Juni 2020 findet eine gemeinsame Exkursion nach Rom statt.