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Nicht wie die Schweiz

Als Vorbild taugt die Schweizer Neutralität den deutschen Diskutanten beim NZZ-Podium Berlin nicht. Gegenüber Amerika war aber viel Skepsis zu hören.

Kann die Neutralität der Schweiz Vorbild sein für Deutschland? Diese Frage stand im Zentrum des NZZ-Podiums Berlin, das am Mittwochabend im Lichthof des Deutschen Historischen Museums stattfand. Unter den berühmten Skulpturen der «Sterbenden Krieger» Andreas Schlüters diskutierten im barocken Zeughaus die Berliner Geschichtsprofessorin Gabriele Metzler, das SPD-Urgestein Egon Bahr und Philipp Missfelder, langjähriger Vorsitzender der CDU-Jugendorganisation «Junge Union» und aussenpolitischer Sprecher seiner Fraktion im Bundestag.

Fachkundig eingeführt in das Thema wurden die Teilnehmer von Sacha Zala, dem Präsidenten der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte und Direktor der Forschungsstelle für die Diplomatischen Dokumente. «Sagenhafte 96 Prozent» der Schweizer Bevölkerung, so teilte er den Zuhörern mit, wollten laut Umfragen an der Neutralität festhalten, die zur «politischen Religion» des Landes geworden sei.

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Am Ende der Diskussion kamen auch Zuhörer zu Wort und fragten unter anderem nach den Abhöraktivitäten des amerikanischen Geheimdienstes NSA in Deutschland. Noch einmal herrschte Einigkeit auf dem Podium – Bahr und Missfelder nickten zustimmend zu der Feststellung Metzlers, dass auch eine Neutralität die amerikanischen Ausspäh-Aktivitäten in Deutschland nicht verhindert hätte. Bei aller Anerkennung für die Schweizer Neutralität – als Vorbild für Deutschland taugte sie den Diskutanten dann doch nicht.

Joachim Riecker

Neue Zürcher Zeitung (NZZ)
NZZ-Podium Berlin zur Neutralität