Universitäre Lehre

Der neue Wettlauf um Afrika: Schweizerische Aussenpolitik im postkolonialen Zeitalter

Universität Bern
HS 2018
HW-Übung (2-stündig)
Sacha Zala


Spätestens ab dem Afrika-Jahr 1960, in welchem 17 Kolonien ihre Unabhängigkeit erlangten, stand auch die schweizerische Aussenpolitik in der Pflicht, sich mit der neuen Konstellation auf dem afrikanischen Kontinent auseinandersetzen. Im Kontext des Kalten Krieges war dies keineswegs ein leichtes Unterfangen. Bei delikaten Anerkennungsfragen wollte sich das Aussenministerium durch voreiliges oder versäumtes Handeln einerseits nicht exponieren, andererseits galt es durch baldiges Anknüpfen von Wirtschaftsbeziehungen sich einen Platz auf diesen neuen Märkten zu sichern, an der Ausbeutung der teils gigantischen Rohstoffvorkommen teilzuhaben und sich gegen die zahlreiche Konkurrenz beim Ergattern von lukrativen Aufträgen zum Aufbau der postkolonialen Infrastruktur durchzusetzen. Zudem sollte durch gezielte Projekte an der in den frühen 1960er Jahren international anlaufenden Entwicklungszusammenarbeit partizipiert werden, wodurch sich die Schweiz auch den Gewinn von zusätzlichem «Goodwill» erhoffte. In diesem Bereich wähnte sich das Land, gerade in ehemaligen französischsprachigen Kolonien Afrikas, als westlicher Partner ohne eigene koloniale Vergangenheit bereits im Vorteil. Da für die Staaten Subsahara-Afrikas die Haltung zum Apartheid-Regime indes besonders massgebend war, standen der Schweiz ihre umfangreichen Beziehungen auf dem Finanzsektor mit Südafrika politisch oft im Weg. Die Quellenlage zur schweizerischen Rolle bei diesem «Neuen Wettlauf um Afrika» ist relativ gut, der Forschungsstand bislang aber weiterhin unterentwickelt.

Die Lehrveranstaltung richtet sich an fortgeschrittene Studierende, die beabsichtigen, eigene Forschungen im Schweizerischen Bundesarchiv durchzuführen. Sie eignet sich daher auch besonders für Studierende, die planen, eine grössere Qualifikationsarbeit in Angriff zu nehmen. Nebst einer vertieften Einführung in die Strategien zur Erforschung von Archivbeständen werden die Edition der Diplomatischen Dokumente der Schweiz und die Forschungsdatenbank Dodis (www.dodis.ch) eingehend erläutert und angewendet. Die Lehrveranstaltung ist eng gekoppelt an die Forschungsarbeiten der Forschungsstelle Diplomatische Dokumente der Schweiz. Das Ziel der Veranstaltung besteht darin, eine Selektion von Dokumenten aus den relevanten Beständen des Bundesarchivs zu erstellen, welche einen Überblick über die Geschichte der Beziehungen der Schweiz zu einem bestimmten afrikanischen Staat oder einer Gruppe kleinerer afrikanischer Staaten vom Zeitpunkt ihrer Unabhängigkeit bis zum Ende des Kalten Kriegs gibt. Die anhand vom Aktenstudium ausgewählten Dokumente sollen die wichtigsten Ereignisse und zentralen Aspekte der bilateralen Beziehungen zur Schweiz abdecken und schliesslich auf der Datenbank Dodis veröffentlicht werden können. Die Forschungsarbeiten werden unter Anleitung durchgeführt werden, dennoch erfordert die Teilnahme ein hohes Mass an Selbständigkeit.