Universitäre Lehre

Zeitgeschichte als wissenschaftliche Disziplin. Historiographie und Kontroversen

Universität Zürich
SS 2000
Kolloquium (2-stündig)
Sacha Zala

Das Kolloquium soll zeigen, dass sich die Verwissenschaftlichung der Zeitgeschichte im Kontext nationaler, politisch aufgeladener Kontroversen entwickelte. Paradoxerweise unterstützten gerade solche kontrovers geführten Debatten eine Professionalisierung des Historikerberufes. Die zeitliche Nähe zwischen Geschehen und Analyse verdeckt keineswegs methodische Probleme, was der Zeitgeschichte häufig vorgeworfen wird, doch bestehen eine ganze Reihe praktischer Schwierigkeiten. Allen voran ist die demokratierelevante Frage nach dem Zugang zu den (staatlichen) Quellen zu stellen und davon ausgehend gilt es, die Behinderung des Quellenzuganges zu thematisieren. Die Förderung oder die Behinderung der Forschung aus politischem Kalkül widerspiegelt sowohl die Legitimationsbedürfnisse des Staates als auch eine kurzsichtig aufgefasste Staatsräson, die sich gegen eine (allzu) kritische Wissenschaft zu immunisieren versucht. Im Kolloquium soll die Konstituierung der Zeitgeschichte als wissenschaftliche Disziplin aufgrund einer Analyse der führenden internationalen Zeitschriften nachgezeichnet und anhand ausgewählter Themen und Kontroversen der Blick für historiographische Fragestellungen geschärft sowie das Spannungsverhältnis zwischen Geschichtswissenschaft und Politik reflektiert und diskutiert werden.