Für die Renaissance und den Faschismus in Italien bildet die römische Antike gleichermassen der zentrale Referenzpunkt. In Politik, Geschichte und Kultur gilt das antike Rom als paradigmatischer Vorläufer der eigenen Zeit. Zugleich verbindet sich damit nicht nur eine Orientierung in die Vergangenheit, sondern die derart gedeutete Antike soll dazu dienen, Gegenwart und Zukunft zu gestalten.
Das Seminar untersucht derartige Geschichtspolitiken in Renaissance und Faschismus für unterschiedliche gesellschaftliche Bereiche. Dabei gilt es jedoch stets auch die Widersprüchlichkeiten solcher «grosser Zusammenhänge» zu bedenken sowie die grundlegenden historischen Transformationen zu reflektieren. Vom antiken caput mundi über das Zentrum der lateinischen Christenheit bis hin zur Hauptstadt des italienischen Nationalstaates, aus der 1929 unter faschistischer Herrschaft der Vatikanstaat «herausseziert» wurde, war es ein sehr weiter und vielschichtiger Weg. Doch wie kaum anderswo zeigen sich in Rom diese Schichten bis heute, denn stets war die Stadt Rom zugleich Kulisse wie Akteur historischen Wandels, der sich seinerseits in den städtischen Körper eingeschrieben hat.
Im Juni 2020 findet zum Seminar eine Exkursion nach Rom statt.