Gestern hatte ich Gelegenheit, den belgischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Herrn Vandervelde auf der belgischen Gesandtschaft zu sehen.
Wir sprachen neben anderen Dingen auch von den französischen Tendenzen, den Zolltarif zu revidieren und von der handelspolitischen Lage Belgiens und der Schweiz gegenüber Frankreich2. Der belgische Minister verhehlte nicht, dass seines Erachtens Verhandlungen mit Frankreich sehr schwer sein werden3. Belgien stehe mitten drin. Wie sie endigen werden, sei schwer vorauszusehen. Mit Rücksicht auf eine Mitteilung, die uns von der schweizerischen Gesandtschaft in Paris zugekommen war, frug ich Herrn Vandervelde, wie Belgien vorgehe, ob es zunächst die Vollendung des französischen Zolltarifs abwarte und nachher unterhandle oder ob es vorgängig der parlamentarischen Verabschiedung des französischen Zolltarifs zu einem Abschluss zu kommen suche. Herr Vandervelde erklärte mir, dass seines Erachtens gesucht werden müsste, zu einem Vertrage zu kommen, bevor das französische Parlament den neuen Zolltarif angenommen habe, indem es nachher jedenfalls schwierig sei, Abänderungen zu erreichen.
Nebenbei sei bemerkt, dass Herr Vandervelde die Verhandlungen des Völkerbundsrates in Genf für verhältnismässig befriedigend erklärte, namentlich sei zu begrüssen, dass in der Saar-Frage eine Einigung habe erzielt werden können. Deutschland habe in vernünftiger Weise Konzessionen gemacht. Und begrüssenswert seien auch die Besprechungen zwischen Stresemann und Zaleski, die eine Besserung der deutsch-polnischen Beziehungen erhoffen Hessen.