dodis.ch/43432
Le Chef du Département politique, A. Hoffmann, au Ministre de Suisse à Rome, A. von Planta1

Ich komme zurück auf die Schaffung einer Interimsnuntiatur in der Schweiz. Ich würdige durchaus die Einsendungen, die Sie in Ihrem Berichte vom 29. Oktober2 gemacht haben, und war entschlossen, dem Bundesrate zu beantragen, es sei auf diese Frage zur Zeit nicht einzutreten und Herrn Marchetti anzudeuten, der Heilige Stuhl möchte sie nicht aufwerfen. Wenn es noch eines Argumentes bedurft hätte für diese Lösung, so wäre es gegeben worden durch die Art und Weise, wie die Presse im allgemeinen und die italienische im besonderen die «Mission» Bülow in Luzern, die angebliche Verhandlung desselben mit Marchetti (welche nie stattgefunden hat) und die behauptete Zusammenarbeit des Heiligen Stuhls mit der Schweiz besprochen haben. Es hätte wirklich nur noch diese Internuntiatur geschaffen werden müssen, um in den Augen der Alliierten die Haltung der Schweiz als verdächtigt erscheinen zu lassen und deren Haltung mit Bezug auf spätere Friedensaktionen zu diskreditieren. Mgr. Marchetti hat denn auch ohne weiteres eingesehen, dass die Schaffung einer Internuntiatur heute überhaupt gar nicht diskutiert werden kann, und ich werde sie demgemäss dem Bundesrate nicht einmal vorlegen.

Ich überlasse es ganz Ihrem Ermessen, ob Sie Sonnino gegenüber gelegentlich eine Andeutung machen wollen, die Idee der Errichtung einer Vertretung des Heiligen Stuhls in der Schweiz sei in hiesigen Regierungskreisen nicht auf grosse Sympathien gestossen und dürfte als beiseite gelegt betrachtet werden.

Im Zusammenhang damit komme ich auf Ihre Frage im Politischen Bericht Nr. 953 zu sprechen, welchen Standpunkt ich zu der Frage der künftigen Friedenskonferenz bezw. zu der Übernahme der Vermittlerrolle einnehme.

Ich teile durchaus die Auffassung, dass die Schweiz historisch, politisch und geographisch berufen wäre, die Vermittlerrolle zu übernehmen und als Verhandlungsort einer eventuellen Friedenskonferenz zu dienen. Sie wird sich zu dieser Rolle nicht aufdrängen und vor allem auch nicht durch pazifistische Elemente verleiten lassen, im unrichtigen Augenblicke, verfrüht, die Vermittlung anzubieten. Dagegen wird es unsere Aufgabe sein, die Augen offen zu behalten, den psychologischen Augenblick des Handelns zu erfassen und vor allem die Überzeugung der absoluten Unvoreingenommenheit und Unparteilichkeit jedermann beizubringen und daher alles zu vermeiden, was sie in den Geruch einer der vielen «....philien» zu bringen geeignet wäre. Das wird bei der Mentalität in den verschiedenen kriegführenden Staaten und bei dem furchtbaren Misstrauen, das überall herrscht, nicht leicht sein, aber man muss immer daran denken, dass es den ändern neutralen Staaten auch nicht viel besser geht.

Es wird nichts schaden, wenn man gelegentlich durchblicken lässt, dass die Schweiz eine eventuelle Konferenz mit Genugtuung im eigenen Lande sehen würde.

Dagegen betone ich bei jeder Gelegenheit, dass mir nicht nur niemals von irgendeiner Seite eine Friedensandeutung gemacht worden sei, sondern dass ich es auch für vollständig ausgeschlossen halte, im gegenwärtigen Augenblicke die Idee irgendeines Friedens ernsthaft zu erörtern, und dass ich daher auch keinen Finger gerührt habe, um die Frage des Friedensschlusses gegen irgendjemanden anzutönen. Die allgemeine Lage scheint mir in der Tat so zu sein, das auf geraume Zeit hinaus jede Friedensaktion zum Scheitern verurteilt wäre, ein Misserfolg darf nicht riskiert werden.

Deshalb habe ich auch unter der Hand dagegen gearbeitet, dass ein Studienkongress für die Abschliessung eines dauerhaften Friedenskongresses Mitte Dezember in der Schweiz abgehalten werde. Wir riskieren, auch wenn jeder offizielle Charakter vermieden wird, uns verdächtig zu machen, gerade so wie die Holländer durch die Tätigkeit der Antiorlog-Raad verdächtig geworden sind. Es ist alle Aussicht vorhanden, dass der Kongress verschoben wird.

1
Lettre: E 2200 Rom 4, IC: 11.
2
Dans ce rapport von Planta répondait à une lettre de Hoffmann du 19 octobre 1915 qui l’informait que le Pape avait envoyé Monseigneur Marchetti pour soulever entre autre la question de l’établissement d’une intemonciature en Suisse. Von Planta disait: [...] Sosehr ich es begrüsse, wenn zwischen dem Oberhaupt der katholischen Kirche und der schweizerischen Regierung die besten Beziehungen bestehen, so glaube ich doch, dass ohne Schaden für die Erhaltung dieses Verhältnisses das Gesuch zur Zeit abschlägig beschieden werden dürfte. Der Heilige Stuhl muss es verstehen, wenn die schweizerische Regierung alles zu vermeiden sucht, was ihre künftige Stellung bei Friedensverhandlungen erschweren könnte.
3
Non reproduit.