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Der schweizerische Gesandte in Washington, P. Ritter, an den Bundespräsidenten und Vorsteher des Politischen Departementes, M. Ruchet1

Lediglich um darauf hinzuweisen, wie umsichtig und erfolgreich amerikanische Konsularbeamte im Auslande dahin zu wirken vermögen, den europäischen Industrieländern Konkurrenz zu machen, gestatte ich mir, Ihnen die neuesten Veröffentlichungen des Washingtoner Bureau of Manufactures (einer Unterabteilung des Handels- und Arbeitsdepartementes) zur Kenntnis zu bringen. Dieselben dürften auch für uns ein wichtiger Fingerzeig sein.

«Herr Konsul George Horton in Saloniki, in der Absicht den amerikanischen Handel mit der Türkei zu heben, hat mehreren Importeuren und Bankiers jener Stadt eine Handelsreise nach den Vereinigten Staaten suggeriert. Diese Herren werden in den nächsten Tagen in New York erwartet. Die uns besuchenden Geschäftsleute werden Muster aller Art von Waren mitbringen, wie sie in der Türkei verkäuflich sind. Besonders dürften sie interessieren alle Arten von Textilien, Schuhen, Gummischuhen, Möbel, Eisenwaren, Chemikalien, landwirtschaftliche Instrumente, Mehl, Baumwollsamenöl etc. Die Herren, welche nur französisch sprechen, wünschen Fabriken zu besuchen und amerikanische Geschäftsleute kennen zu lernen. Fabrikanten und Handelskammern, welche mit den Türken zu verkehren wünschen, mögen dem obigen Bureau unverzüglich ihre Adresse angeben, damit ein Reiseprogramm noch in Zeiten aufgestellt werden kann».

Unterm 28. März habe ich Ihnen zur Kenntnis gebracht, dass Persien 5 amerikanische Finanzräte engagiert hat, um das persische Finanzsystem zu reorganisieren. Die direkte Folge davon ist nun bereits die Einberufung einer Persisch-Amerikanischen Konferenz, welche von der Persian-American Educational Society auf den 16., 17. und 18. Juni in Washington festgesetzt ist. Aus dem vom hiesigen Department of Commerce and Labor soeben veröffentlichten Programme übersetze ich frei die nachstehenden Äusserungen:

«Zweck der genannten Gesellschaft ist engere Verbindungen zwischen Amerika und Persien anzubahnen.

Es öffnet sich nun bei eingetretenen geregelten Zuständen in Persien ein weites, unbegrenztes Feld sowohl für amerikanische Fabrikanten und Kapitalisten, als auch für die erzieherische Propaganda. Die genannte Gesellschaft ist in der Lage, alle amerikanischen Interessenten materiell zu unterstützen.

Aus der Anwesenheit der 5 amerkanischen Finanzräte in Persien darf ein Näheraneinanderrücken der beiden Nationen von jedem praktischen Standpunkte aus als natürlich erwartet werden und es ist die Nützlichkeit dieser Gesellschaft für Handel und Industrie über jeden Zweifel erhaben.

Delegierte und Vertreter von Associationen, kommerziellen, industriellen und erzieherischen Instituten sind bei der Konferenz herzlich willkommen und, wenn gewünscht, werden Spezialsitzungen arrangiert, um ihre eventuellen Wünsche entgegenzunehmen».

Das Vorstehende beweist neuerdings, wie wertvoll es ist, seine Landsleute bei jeder sich bietenden Gelegenheit im Auslande in Stellung zu bringen. Ich kann für Ostasien aus Erfahrung sprechen, wenn ich sage, dass selbst kleinere Positionen, die ich Schweizern dort zuzuhalten im Stande gewesen bin (Professoren, Lehrer, Hoteldirektoren, Ärzte, Fabrikleiter, Regierungsbeamte etc.) ihren Inhabern stets baldigst Gelegenheit verschafft haben, dem schweizerischen Handel irgendwie zu nützen. - In wie viel höherem Maasse müsste sich dies ausführen lassen, wenn unser Land endlich in näheren Kontakt mit dem Orient und dem fernen Osten (Siam und China) käme? Länder welche noch auf lange hinaus auf die Unterstützung fremder Ratgeber angewiesen sind!

Dürfte ich Sie ergebenst ersuchen, eine Kopie des Vorstehenden unserer Handelsagentur in Alexandrien zuleiten zu wollen.

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Politischer Bericht (Kopie): E 2300 Washington, Archiv-Nr. 28.