dodis.ch/39242 Mitbericht des Politischen Departements an den Bundesrat1

ÄNDERUNG UND ERGÄNZUNG DES ABKOMMENS ÜBER SOZIALE SICHERHEIT ZWISCHEN DER SCHWEIZ UND LUXEMBURG VOM 3. 6. 19672

Das Politische Departement hat gegen die Verhandlungen mit Luxemburg3 zwecks Abschluss eines Zusatzabkommens4 an sich nichts einzuwenden.

Hingegen sieht es sich veranlasst, die Frage nach der Prioritätsordnung im Verhandlungskalender auf dem Gebiet der Sozialversicherung aufzuwerfen. Es fällt auf, dass das luxemburgische Arbeits- und Sozialministerium erst Mitte Oktober dieses Jahres Verhandlungen über ein Zusatzabkommen vorgeschlagen hat und dass diese schon am 11. dieses Monats begonnen haben. Demgegenüber insistieren die Schweizer in den skandinavischen Ländern5 (die ein Vielfaches an Zahl gegenüber den Auslandschweizern in Luxemburg ausmachen), die dortigen schweizerischen Vertretungen sowie das Politische Departement seit mehr als zwanzig Jahren auf Abschluss eines Sozialversicherungsabkommens mit Norwegen6 und Finnland7 und auf Revision der mit Dänemark und Schweden bestehenden Abkommen, die auch schon aus dem Jahre 19548 stammen.

Nach Ansicht des Politischen Departements sollte deshalb alles unternommen werden, um unsere Beziehungen auf dem Gebiete der Sozialversicherung mit diesen Staaten so bald als möglich auf den neuesten Stand zu bringen und sich nicht durch allfällige Begehren anderer Länder um Änderung bestehender Vereinbarungen in eher untergeordneten Punkten abhalten zu lassen. So ist soeben die österreichische Botschaft in einer Note9 mit der Bitte an das Politische Departement herangetreten, ein zweites Zusatzabkommen10 zum bestehenden schweizerisch-österreichischen Abkommen aus dem Jahre 196711 abzuschliessen; dabei sind seit dem Inkrafttreten des ersten Zusatzabkommens vom 17. Mai 197312 noch keine anderthalb Jahre vergangen. Es drängt sich die Frage auf, ob die neuerlichen Verhandlungsgegenstände nicht im ersten Zusatzabkommen hätten geregelt werden können, um die Belastung namentlich des Parlamentes mit derartigen Vereinbarungen vorwiegend technischen Charakters auf ein Minimum zu beschränken. Auch ist zu bedenken, dass ein solches Entgegenkommen gegenüber einem Land unweigerlich andere Staaten, mit denen die Schweiz auch schon ein erstes Zusatzabkommen abgeschlossen hat, auf den Plan ruft.

Aus diesen Gründen beehrt sich das Politische Departement, dem Bundesrat zu beantragen:

1. Dem Antrag des Departements des Innern auf Aufnahme von Verhandlungen über Soziale Sicherheit mit Luxemburg wird – im Sinne der Erwägungen – zugestimmt;

2. Das Departement des Innern wird eingeladen, auf dem Gebiet der Verhandlungen mit andern Staaten zwecks Abschluss von Sozialversicherungsabkommen eine Prioritätsordnung im Einvernehmen mit dem Politischen Departement aufzustellen, wobei den Verhandlungen mit den skandinavischen Ländern Vorrang zukommt13.

1
Mitbericht: CH-BAR#E1004.1#1000/9#825*.
2
Abkommen zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und dem Grossherzogtum Luxemburg über Soziale Sicherheit vom 3. Juni 1967, AS, 1969, S. 411–425. Vgl. dazu DDS, Bd. 23, Dok. 171, dodis.ch/31661.
3
Vgl. dazu die Notiz von M. Leippert vom 31. Oktober 1975, dodis.ch/38765.
4
Zusatzabkommen zum Abkommen vom 3. Juni 1967 zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und dem Grossherzogtum Luxemburg über Soziale Sicherheit vom 26. März 1976, AS, 1977, S. 2094–2298.
5
Vgl. dazu DDS, Bd. 25, Dok. 100, dodis.ch/35581, bes. Anm. 4 sowie das Schreiben von A. von Sprecher an das Bundesamt für Sozialversicherungen des Departement des Innern vom 10. Januar 1975, dodis.ch/39241.
6
Zur Aufnahme von Verhandlungen mit Norwegen vgl. das BR-Prot. Nr. 855 vom 23. Mai 1975, dodis.ch/38773.
7
Vgl. dazu das Schreiben von H. Wolf an S. F. Campiche vom 16. Februar 1973, dodis.ch/38770.
8
Abkommen zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und dem Königreich Dänemark über Sozialversicherung vom 21. März 1954, AS, 1954, S. 283–294 und Abkommen zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und dem Königreich Schweden über Sozial versicherung vom 17. Dezember 1954, AS, 1955, S.758–768. Zu Dänemark vgl. ferner die Notiz von C. Motta an H. Hürlimann vom 13. Mai 1975, dodis.ch/40525.
9
Note der österreichischen Botschaft in Bern vom 30. Oktober 1975, CH-BAR#E2001E-01#1987/78#1863* (B.31.31.0.1). Zu Österreich vgl. ferner das BR-Prot. Nr. 805 vom 16. Mai 1973, dodis.ch/40542 sowie das BR-Prot. Nr. 2370 vom 15. Dezember 1975, dodis.ch/38772.
10
Zweites Zusatzabkommen zum Abkommen vom 15. November 1967 zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der Republik Österreich über Soziale Sicherheit vom 30. November 1977, AS, 1979, S. 1595–1602.
11
Abkommen zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der Republik Österreich über Soziale Sicherheit vom 15. November 1967, AS, 1969, S. 11–34. Vgl. dazu DDS, Bd. 23, Dok. 149, dodis.ch/31201, bes. Anm. 10 sowie DDS, Bd. 24, Dok. 17, dodis.ch/32313.
12
Erstes Zusatzabkommen zum Abkommen vom 15. November 1967 zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und der Republik Österreich über Soziale Sicherheit vom 17. Mai 1973, AS, 1974, S. 1169–1171.
13
Für die Stellungnahme des Departements des Innern sowie den Entscheid des Bundesrats vgl. das BR-Prot. Nr. 2261 vom 1. Dezember 1975, dodis.ch/39242.